Das Jahr 2020 war geprägt von Web-Meetings. Das Gruppenbild von ISO/IEC JTC1 SC31 ist deshalb nur dieser Screenshot. Trotzdem gab es wieder jede Menge interessanter Entwicklungen im Bereich der Standards zu Automatischer Datenerfassung, die von Heinrich Oehlmann in dem AIDC-Bericht 2020 zusammengestellt wurden.
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AIDC-Bericht 2019
Auch im Jahr 2019 gab es wieder viele Neuerungen im Bereich der AIDC-Technologie und den zugehörigen Standards. Im hier frei verfügbaren AIDC-Bericht 2019 sind die Highlights auf 31 Seiten zusammengefasst.
AIDC-Bericht 2018
Der neue AIDC-Bericht 2018 ist fertig!
Der Bericht informiert über die Weiterentwicklung der AIDC-Technologien aus Sicht der Normierung und der praktischen Anwendung und konzentriert sich dabei auf die 24ste ISO/IEC JTC 1/ SC 31 Sitzungsserie, dieses Jahr in Chicago (USA).
Highlights zu AIDC-Aktivitäten anderer Standardisierungsgruppen und zu aktuellen Anwendungsentwicklungen ergänzen den Bericht, zum Beispiel in Bereichen von Gesundheitswesen, Eisenbahn, Fischereiwirtschaft und zu technischen Spezifika, die alle Bereiche betreffen.
Der Bericht kann kostenlos hier heruntergeladen werden.
Just Another Barcode (JAB-Code)
Das Highlight auf dem ISO/IEC JTC1 SC31 Plenary 2018 war die Präsentation des JAB-Codes als zukünftiges Normungsprojekt. Dieser polychrome Matrixcode geht auf eine Initiative des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zurück, und wurde von einem Team um Herrn Waldemar Berchtold vom Fraunhofer Institut für Sicherheit in der Informationstechnik (Fraunhofer SIT) in Darmstatt entwickelt. Der offizielle Projektvorschlag bei der SC31 wurde inzwischen vom DIN eingereicht. Der vorgeschlagene Projektleiter für das ISO/IEC JTC1 SC31 Normungsprojekt ist Herr Berchtold.
Im Unterschied zu monochromen Matrix-Codes kann durch die Verwendung von mehreren Farben mit dem JAB-Code die Informationsdichte auf ungefähr die 3-fache Dichte gesteigert werden. Mit dem vorgeschlagenen Entwurf sind zudem flexiblere Formen durch angedockte Slave-Symbole möglich. Mit den Smartphones verfügen in Deutschland 80% der Verbraucher ein Lesegerät, das von der Hardware mit Farbfotosensoren und ausreichend Rechenleistung für das Lesen von polychromen Matrixcodes geeignet ist. Weltweit sind 2018 2,6 Milliarden Smartphones als potentielle Lesegeräte für JAB-Codes im Besitz von Verbrauchern.
Der JAB-Code ist nicht der erste Versuch einen polychromen Barcode einzuführen. Den Fachleuten ist Microsofts „High Capacity Color Barcode (HCCB)“ noch in Erinnerung, der sich aus verschiedenfarbigen Dreiecken zusammensetzt. Dieser Code wurde 2007 von Microsoft eingeführt und 2015 von Microsoft „begraben“. Technisch ausgereifter ist der Ultracode, der von Clive Hohberger in circa 10-jähriger Forschungsarbeit entwickelt wurde und 2015 als AIM-Spezifikation veröffentlicht wurde. Im Verhältnis zum DataMatrix und QR-Code hat der Ultracode die doppelte Informationsdichte. Der Ultracode enthält bereits eine Referenz-Farbpalette im Symbol, so dass Effekte wie Ausbleichen vom Lesegerät in Grenzen erkannt und korrigiert werden können. Der Ultracode hat dennoch nie eine nennenswerte Verbreitung gefunden.
Von links nach rechts: DataMatrix, BCCB-Code, Ultracode, JAB-Code
Der JAB-Code verwendet ebenfalls Referenz-Farbpaletten, aber zur besseren Lesbarkeit nicht nur eine Farbpalette, sondern redundant 4-fach in entfernten Bereichen. Vom QR-Code wurden das bewährte Konzept der innenliegenden Detektions-Pattern und Rasterpattern übernommen. Dies ist robuster als das exponierte Raster außen beim DataMatrix, und erlaubt es auf eine Ruhezone um das JAB-Code Symbol zu verzichten.
Potentielle Haupt-Anwendungsgebiete für den JAB-Code sind Anwendungen mit einem Bedarf an sehr hoher Datenkapazität, sowie Anwendungen im Consumer-Bereich. Eine sehr hohe Datenkapazität bei begrenzter Fläche ist zum Beispiel für Ausweisdokumente relevant, wenn zusätzliche biometrische Daten gespeichert werden sollen. Auch andere sicherheitsrelevante zusätzliche Attribute wie digitale Signaturen nach ISO/IEC 20248 resultieren in großen Datenmengen, die „irgendwie“ im Symbol untergebracht werden müssen. Im Consumer-Bereich dürfte der JAB-Code durch seine bunten Farben und flexiblen Formen vor allem Designer der Produktverpackungen inspirieren.
Verleihung der Beuth-Denkmünze an Herrn Heinrich Oehlmann
Anlässlich der Konferenz der Koordinierungsstelle IT-Sicherheit (KITS) wurde am 5. Juli 2018 im Hause DIN von Herrn Dr.-Ing. Michael Stephan, Mitglied der Geschäftsleitung von DIN, die Beuth-Gedenkmünze an Herrn Heinrich Oehlmann für seine langjährigen Verdienste um die Normung im Bereich der Automatischen Identifikation und Datenerfassungsverfahren auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene verliehen. Herr Oehlmann ist Gründer der Firma „Elmicron“, die auf Kennzeichnungs- und Datenerfassungslösungen mit Barcode, Data Matrix-Code und RFID-Technologie spezialisiert ist ist und branchenübergreifend Lösungen realisiert.
Herr Oehlmann war unter anderem bis 2018 der Vorsitzende des DIN-Normenausschuss Informationstechnik und Anwendungen (NIA) NA 043-01-31 AA Automatische Identifikation und Datenerfassungsverfahren.
Heute ist Herr Oehlmann Vorsitzender der Eurodata Council, der Stiftung und Gesellschaft für angewandte Informationstechnologien und Datenlogistik und Vorstandsmitglied der Health Industry Business Communication Council (EHIBCC), dem weltweit agierenden Mitgliederverband und der verantwortlichen Vergabestelle für unverwechselbare Firmencodes nach ISO/IEC 1549 in Brüssel.
Rainer Schrundner zum Obmann von DIN NIA 043-01-31 gewählt
Am 28.02.2018 wurde Herr Rainer Schrundner einstimmig zum Obmann des DIN Normenausschuss DIN NA 043-01-31 Automatische Identifikation und Datenerfassungsverfahren gewählt.
Artikel in ident Magazin
In der Ausgabe 2017-7 des ident Magazins ist auf den Seiten 70-72 ein Artikel „Automatische Identifikation und Datenerfassung, zur Entwicklung der Standards“ von Heinrich Oehlmann und mir erschienen. Die Ausgabe vom ident Magazin mit dem Artikel kann online gelesen werden: http://www.ident.de/sites/default/files/Heftarchiv/ident_2017/ident_2017_7_Web.pdf
Europäisches Normungsprojekt zur RFID-Kennzeichnung von Lokomotiven und Wagons
Seitens von Eisenbahnnetzwerkbetreibern kam die Anforderung für einen “RFID for RAIL” Standard für eine europaweit einheitliche Kennzeichnung von Lokomotiven und Wagons mit RFID. Damit soll vor allem die proaktive Wartung unterstützt werden, z.B. wenn ein Lager heiß wird oder ein Rad unrund läuft. Diese Kennzeichnung soll auch dabei helfen, dass weniger Wagons irgendwo in Europa verloren gehen. Das Projekt CEN TC 225 WI°2250825 RFID for RAIL zielt darauf ab RFID Tags kompatibel zu den Standards ISO/IEC 18000-63 UHF und ISO/IEC 15418 (EN 1571) ASC Datenidentifikatoren und GS1 Applikationsidentifikatoren für diese Anwendung einzusetzen. Wichtige Aspekte in dem Standard sind die Positionierung der Tags und die Dateninhalte der Tags. Der Obmann von CEN TC225 WG4 Rainer Schrundner hat zu diesem Projekt einen spezifischen “Application Family Identifier (AFI)” beantragt, welcher für die Kennzeichnung von Eisenbahnvehikeln zugewiesen wurde. Damit kann man RFID-Tags für die Kennzeichnung der Eisenbahnvehikel unterscheiden von RFID-Tags für die Kennzeichnung anderer Objekte, wie Straßenfahrzeuge, Verpackungen oder Einzelteile. In Abstimmung mit dem Komitee zur Verwaltung von AFI’s bei der ISO/IEC JTC1/WG 4 wurde dieser spezielle AFI am 2. Juni 2017 reserviert.
Der Normentwurf wurde im CEN TC225 WG4 fertiggestellt, so dass nun der „Enquiry“-Prozess der öffentlichen Kommentierung and Abstimmung gestartet wird.
Anmerkung: Der “Application Family Identifier (AFI)” wird in definierten Bits im Tag gespeichert und dient dazu über das Luft-Interface für die Anwendung relevante Tags schnell vorzuselektieren. Dies reduziert die Transaktionsdauer für das Auslesen des Tags, weil nur Tags passend zum AFI „antworten“. Zeitlicher Overhead, der durch Kollision und Kollisionsvermeidung mit Signalen anderer Tags entstehen könnte, wird dadurch vermieden. Beim Auslesen von Tags auf schnell fahrenden Zügen ist dieser Aspekt besonders wichtig. Bisherige Einsatzgebiete von AFI’s sind z.B. die Unterscheidung von Verpackungen und von Produkten. „Application Family Identifiers (AFI’s)” sind in der ISO/IEC 15961 DATA CONSTRUCTS REGISTER (Part 2: Registration of RFID data constructs, Part 3: RFID data constructs) geführt. Es ist geplant, dass die Verantwortung für die Registrierung der AFI’s von der ISO/IEC SC31 WG 4 RFID Data Constructs Steering zur AIM-Global übergehen soll, sobald die administrativen Regelungen zwischen dem ISO Sekretariat in Genf und AIM-Global abgeschlossen sind.
Informationsveranstaltung auf der Seafood Expo Global
Auf der Seafood Expo Global fand am Dienstag den 25.04.2017 eine Präsentation statt für das europäische Normungsprojekt zur maschinenlesbaren Kennzeichnung von Kisten und Paletten vorgestellt. VOrtragende waren Denis O’Brien, Director of Standards & Solutions von GS1 Ireland, und Rainer Schrundner, Konsultant, ident.one, Obmann von CEN TC225 WG4.
Diese neue Norm wird im „European Committee for Standardization (CEN)“ erarbeitet. Die Veröffentlichung ist für 2018 geplant. Danach wird die Norm automatisch eine nationale Norm in 34 europäischen Ländern.
Gemäß Artikel 67 der Durchführungsverordnung 404/2011 zur EU-Verordnung No 1224/2009 zur Einführung einer gemeinschaftlichen Kontrollregelung zur Sicherstellung der Einhaltung der Vorschriften der gemeinsamen Fischereipolitik …. sind die Betreiber verpflichtet international anerkannte Normen und Spezifikationen als Grundlage für maschinenlesbare Kennzeichnungen zu verwenden, sobald die Kennzeichnung ein maschinenlesbares Element enthält, wie zum Beispiel einen Barcode.
So könnte möglicherweise in Zukunft ein Beispiel für ein normkonformes Etikett für Fischkisten aussehen.
Hier ein Link zu einem Flyer mit mehr Informationen zum Normungsprojekt.
Europäisches Normungsprojekt zur Kennzeichnung von Fisch und Meeresfrüchten
Die Verordnung (EG) Nr. 1224/2009 des Europäischen Rates verlangt, dass Erzeugnisse der Fischerei und der Aquakultur in allen Phasen der Erzeugung, Verarbeitung und Warendistribution von dem Fang bis zur Einzelhandelsstufe rückverfolgbar sein müssen.
Das Europäische Komitee für Normung (CEN) ist eine Organisation, in der die nationalen Normungsgremien von 33 europäischen Ländern gemeinsam Normen entwickeln. Das CEN arbeitet in der Arbeitsgruppe TC225/WG4 (Anwendungen automatischer Identifikation) an einer Norm für die Etikettierung von Vertriebseinheiten und Paletten im Handel mit Fisch und Fischereierzeugnissen.
Auf Ihre Anforderungen kommt es an
Es ist wichtig, dass diese Norm in enger Zusammenarbeit mit den Interessegruppen der gesamten logistischen Lieferkette von Fischfang auf hoher See oder Aquakultur bis zu den Endverbrauchern entwickelt wird. Es sind deshalb alle Beteiligten einladen, an diesem Prozess teilzunehmen. Dies ermöglicht Ihnen, dass Sie in Zusammenarbeit mit anderen Experten aus Ihrer Branche die neue Norm beeinflussen können. Dadurch können Sie Wettbewerbsvorteile erzielen, und Informationen zu den neuesten Technologien und bewährten Verfahren erhalten.
Weitere Informationen
Wenden Sie sich für weitere Informationen an den Projektleiter Lars
Erik Jensen, lej@standard.no, Standards Norway, oder in Deutschland an Rainer Schrundner, Obmann von CEN/TC 225/WG 4, rainer.schrundner@ident.one.